Autor: Ina Jung, Christoph Lemmer Genre:
Bewertung

Klapptext

Ein Fall, der das ganze Land bewegt: 2001 verschwand die 9-jährige Peggy Knobloch aus dem oberfränkischen Lichtenberg spurlos. Der geistig zurückgebliebene Ulvi Kulac wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Es gab keine Zeugen, keine DNA, keine Blutspuren, keine konkreten Beweise und vor allem – keine Leiche. Ina Jung und Christoph Lemmer, die über viele Jahre den Fall investigativ recherchiert haben, weisen nun nach, dass die Polizei gezielt auf die Verurteilung von Ulvi Kulac hingearbeitet hat – nicht, weil er der Täter war, sondern damit der Fall endlich zu den Akten gelegt werden kann. Kein Justizirrtum, sondern – schlimmer – ein systematisches Fehlurteil auf Betreiben von Politik und Justiz. Doch es gibt Hoffnung: 2013 wird das Verfahren wieder aufgenommen, auch dank der Recherchen des Autorenduos. Ina Jung und Christoph Lemmer erzählen in diesem Buch den Fall Peggy neu und mit bisher unbekannten Fakten – und decken eine beklemmende Wahrheit auf.

Eigene Meinung

Ich muss an dieser Stelle eine kleine Warnung ausstellen. Da mich der Fall persönlich berührt und ich auch aus der Ecke komme, in der sich der Fall zugetragen hat, habe ich mich bereits vor diesem Buch mit dem Thema auseinander gesetzt. Außerdem weiß ich nicht, in wie weit man das, was ich hierzu schreiben möchte, noch als sachliche Rezension bezeichnen kann. Teilweise waren die Fakten, die zusammen getragen wurden, mir bereits vorher bekannt. Leute, die sich vorher nicht mit dem Fall auseinandergesetzt haben, werden sicherlich mehr damit zu kämpfen haben und sicherlich viel länger brauchen als ich, es zu lesen. Es ist…keine einfache Kost, sondern eine gewisse Wahrheit. Es handelt sich um Fakten, Behauptungen werden im Grunde nirgends aufgestellt, zumindest nicht ohne eine Begründung. Ich musste häufig inne halten im Buch und über das geschriebene nachdenken. Ich finde es einfach schrecklich, was dem Leser da aufgezeigt wurde. Vor allem tut es mir für den Mann leid, der damals einfach verurteilt wurde, ohne das größer nachgeforscht wurde. Es zeigen sich viel zu große Lücken und Fehler in den Ermittlungen auf, die ich im Nachhinein einfach nur…nachlässig finde. Klar, jeder Mensch macht Fehler. Bei so einem Thema dann Fehler zu machen, teilweise gravierende und dann auch noch welche, die man mit etwas Nachdenken nicht machen hätte müssen, macht das ganze für mich nur schrecklicher. Man vertraut in die deutsche Justiz und dann kommt so etwas dabei heraus. Im Grunde kann man sagen, dass Ulvi K. nur verurteilt wurde um den Fall endlich beiseite legen zu können. Ein für mich furchtbarer Gedanke, da es so doch recht wahrscheinlich ist, dass der Mörder oder Entführer von Peggy irgendwo dort draußen noch rumläuft, vielleicht sogar ganz in meiner Nähe, da ich ja aus der Nähe von Lichtenberg komme.
Ich bin unendlich froh, dass der Fall dieses Jahr wieder aufgerollt wurde und auch neu verhandelt wird. Die Polizei hat vor noch nicht allzu langer Zeit in einem Garten (ich meine unter einem Brunnen, bin mir aber nicht sicher) gegraben und dabei Knochen gefunden. Diese gehören zu einem Tier, trotzdem bin ich froh, dass wieder Bewegung in das Thema kommt. Vielleicht kommt nach all den Jahren ja doch die ganze Wahrheit ans Licht…
Jetzt versuche ich mich aber wenigstens noch etwas anzustrengen, um eine halbwegs sachliche Rezension präsentieren zu können.
Die Fakten waren sehr gut recherchiert und wirklich gut zusammen gefasst. Nachdem Ina Jung nun aber schon seit 2006 für dieses Buch recherchiert wäre es für mich aber auch äußerst schade gewesen, wenn dem nicht so gewesen wäre.
Der Schreibstil ist sachlich gehalten und lässt sich sehr flüssig lesen. Es ist auf Grund des Themas schwer verdaulich und hat zumindest mich sehr nachdenklich hinterlassen, sowie unendlich traurig. Ob nun für den Angeklagten, Ulvi K., oder die Familie, welche bis heute keine Möglichkeit besitzt, wirklich um Peggy zu trauern. Gut, man kann sicherlich irgendwo einen Grabstein hinsetzen, aber das ändert nichts daran, dass sie bis heute nicht gefunden wurde.
Ich kann bis jetzt nicht glauben, dass so etwas wirklich in Deutschland geschehen kann. Man vertraut in gewisser Weise in den Rechtsstaat, aber solche Fälle zeigen einem immer wieder, dass man da nicht ganz so leichtgläubig heran gehen sollte. Was 2001 möglich war, ist sicherlich auch heute noch möglich. Das Buch hinterlässt den Leser mit aufgestauten Gefühlen. Man ist traurig, wütend und auch nachdenklich (habe ich das Wort jetzt oft genug erwähnt?…).

Fazit

Ich will an dieser Stelle kein großes Fazit bringen. In wenigen Worten kann ich dieses Buch sowieso nicht zusammen fassen und ich glaube, alles weitere wäre im Grunde nur ein Wiederholung dessen, was ich vorher bereits gesagt habe.
Allerdings möchte ich an dieser Stelle eine Warnung aussprechen, für alle, die nah am Wasser gebaut sind oder mit schwerer Lektüre nicht zurechtkommen. Dieses Buch ist nichts für euch. Es ist schonungslos, bleibt dabei aber sachlich. Es ist sehr schwer zu verdauen. Das macht dieses Buch zwar auf der einen Seite richtig gut, kann für viele aber auch sehr anstrengend sein. Leute mit schwachen Nerven sollten auch die Finger davon lassen.